historischer Stockweingarten

Im Rahmen der Aktion „Stolz auf unser Dorf“ der Niederösterreichischen Dorf- & Stadterneuerung wurden auf der durch die Marktgemeinde Senftenberg zur Verfügung gestellten Fläche durch den Kulturdenkmalverein Imbach 30 Rebstöcke pilzwiderstandsfähiger Weißweinsorten (Donauriesling, Muscaris, Hibernal) als „Gemischter Satz“ gepflanzt. Diese werden in der historischen Reberziehung am Pfahl, als sogenannte „Stockkultur“, in diesem Schauweingarten traditionell erzogen und bewirtschaftet.

Diese heute bereits abgekommene Kultivierungsform von Keltertrauben war bis zur Einführung der „Hochkultur“ am Drahtrahmen die dominierende Reberziehung.

Einer der größten Innovationen im österreichischen Weinbau war die Einführung der Hochkultur, einer Drahtrahmenerziehung von Weinstöcken, durch Dr. h.c. Lenz Moser aus Rohrendorf bei Krems. Die Weingärten konnten von nun an vermehrt mit technischen Geräten bearbeitet werden. Insgesamt verringerte sich der Arbeitszeitbedarf dadurch pro Hektar und Jahr von 1.925 Arbeitskraftstunden bei der Stockkultur auf 585 Arbeitskraftstunden bei der Hochkultur. Aufgrund des enormen Arbeitsersparnisses war die Umstellung von der Stockkultur zur sogenannten Hochkultur bereits in 1970er-Jahren weitgehend vollzogen. In Imbach bewirtschaftete zuletzt Maria Wunderbaldinger († 2013) am Scheibelberg einen Stockweingarten bis zu Ende der 2000er-Jahre.

Darstellung von Weingartenarbeitern vor der Burg Hernstein im Falkensteiner Codex, 1166. –Bayerisches Hauptstaatsarchiv München.

Arbeiten im Stockweingarten

Zeitig im Frühjahr erfolgte der Rebschnitt. Die Reben wurden dann sorgsam geschichtet, gebunden und ausgetragen. Sie dienten als Brennmaterial. Früher wurden dann nach dem Hacken des Weingartens die Pfähle („Weinstecken“) geschlagen, weil sie im Herbst ausgezogen worden waren. Das Jäten im Mai war sehr zeitaufwendig, weil die überflüssigen Triebe entfernt werden mussten. Im Juni wurden die Reben mit „Bandstroh“ aufgebunden, das heißt mit Strohhalmbündel am Pfahl befestigt. Zuvor wurden aber noch die Geiztriebe ausgebrochen („ausbrocken“). Wenn die Rebtriebe länger wurden, mussten sie noch einmal aufgebunden werden.

Im August wurden die überlangen Reben abgeschnitten bzw. eingekürzt (“Wipfeln“). Das Abschneiden der Strohbänder und das Ausziehen und Lagern der Weinpfähle war eine Arbeit nach der Lese im Spätherbst.

Aufbinden der Weinreben mit „Bindstroh“ durch Tagwerkerinnen bei Familie Rasner in Mistelbach, 1962. – Foto: Sammlung Museumsdorf Niedesulz (Maria Rasner).

Hacken eines Weingartens mit der Weingartenhaue, um 1940. – Fotoarchiv ÖNB.

Ein Jahr im Stockweingarten (Stockkultur). In diesem Video erläutert der Klosterneuburger Weinbaulehrers Johannes Friedbergers ein ganzes Jahr in seinem Stockweingarten am Wiesamberg.